Viele politische Probleme dieser Welt können scheinbar einfach mit etwas Geld gelöst werden. So gut wie immer fällt aber auf, dass die Probleme so nicht langfristig gelöst werden, da die Ursachen für Missstände deutlich tiefer liegen. In der Grünen Jugend kommt man oft schnell zur Analyse: „Das System ist das Problem!“

Auf der „Systemradtour“, die von den Grünen Jugenden Freiburg, Ortenau, Karlsruhe und Mannheim gemeinsam organisiert wurde und vom  1. bis zum 3. Juni andauerte, haben wir uns daher mit dem „System“ beschäftigt. Unsere Diskussionen rund um das Thema haben sich vor allem mit den Fragen beschäftigt, was das System überhaupt ist, was Probleme in und an dem jetzigen System (bzw. in den Systemen) sind, wie man diese Probleme innerhalb des Systems lösen könnte, wie das System geändert werden müsste, damit es diese Probleme nicht mehr gibt und was grundsätzlich an dem System geändert werden muss, damit die Welt eine bessere wird.

Die Idee einer gemeinsamen Radtour ist auf einem Bundeskongress der Grünen Jugend entstanden, als der Wunsch aufkam, uns als Ortsgruppen mehr zu vernetzen und auch mal gemeinsam Aktionen durchzuführen. Wir saßen abends da, kannten uns erst seit einigen Stunden und waren trotzdem von der Idee begeistert, eine gemeinsame Radtour zu machen – was gibt es auch schöneres, als Radtouren mit supernetten Menschen?

Nach monatelanger Planung, die erstaunlicher Weise ziemlich unkompliziert verlief, war es dann endlich soweit und wir trafen uns gemeinsam in Freiburg.

Die Grüne Jugend Freiburg hatte ein gemeinsames Picknick im Freiburger Seepark organisiert. Wie es sich gehört, begann die Veranstaltung mit ordentlich Regen und einer Prise Hagel – die Laune war dennoch super und als wir nach einer halben Stunde vollkommen durchnässt waren, tauchte sogar die Sonne auf und wir konnten es uns auf Picknickdecken gemütlich machen. Es reichte für eine ausführliche Vorstellungs- und eine kurze Baderunde, bevor der Himmel wieder zuzog. Wir hatten es zwar geschafft uns noch alle mit köstlichem Nudelsalat und leckeren Muffins satt zu essen, dafür aber nicht, trocken in der Wohnung anzukommen, in der wir die Nacht verbringen durften. Da wir aber alle entweder mit guten Regenklamotten ausgestattet waren, oder gerne den Sommerregen auf unserer Haut spüren, blieb die Stimmung auch jetzt super und nach einem langen und schönen Spieleabend konnten wir es kaum erwarten, uns für den nächsten Tag und die erste Etappe der Radtour auszuruhen.

Am Donnerstag startete eine Gruppe fröhlicher GJ-Menschen beinahe ausgeschlafen in den Tag. Der Weg führte uns erst an der Breisach entlang, diesen hübschen Fluss mussten wir aber bald hinter uns lassen. Unser Tagesziel: Offenburg.

Bereits nach wenigen Kilometern aber gab der erste Fahrradreifen auf und platzte, was wir zum Anlass einer ersten Pause nahmen. Auch wenn es noch ziemlich früh war, schien die Sonne schon kräftig und manch eine*r mag sich den Sommerregen vom Vortag zurück gewünscht haben; der sollte aber erst am Abend wieder kommen.

Bis dahin genossen wir die schönen Wege, die köstlichen Erdbeeren und Kirschen, gingen in Offenburg Eisessen und an einem Offenburger See baden, Spiele spielen und picknicken – wir werden Baked Beans wahrscheinlich für den Rest unseres Lebens mit dieser Radtour verbinden.

Eigentlich hatten wir geplant, die Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen, wurden aber spontan von einem der Mitreisenden in seine Wohnung eingeladen und waren extrem dankbar, da ein heftiges Gewitter losbrach, welches erst in den Morgenstunden wieder endete.

Auf unseren vom Regen frisch gewaschenen Fahrrädern machten wir uns am Freitag auf nach Karlsruhe. Da wir uns entscheiden hatten, nicht den Rheinradweg, sondern lieber den schöneren und interessanteren Rheintal-Radweg zu nehmen, wurde die Strecke etwas länger und anstrengender als erwartet, aber viele Kirschen und spannende Gespräche ließen den Tag dennoch wunderbar werden. Zu unserem Glück war kein Feiertag mehr, sodass wir in einem Supermarkt Wasser nachkaufen konnten und die ganze Strecke fit genug waren, um erkennen zu können, an was für traumhaften Orten die Strecke entlang geht.

Die nächste Panne steht an: eine Fahrradkette riss. Aber sogar zum Kettenzusammennieten war das richtige Werkzeug griffbereit und wir konnten unsere Tour fortsetzen, wenn auch ein bisschen vorsichtiger als bisher.

Je mehr wir uns Karlsruhe näherten, desto größer wurde der Hunger nach Eis und desto dunkler färbten sich die Wolken über uns. Wir waren schon in Karlsruhe, aber noch nicht in der Wohnung angekommen, als es wieder anfing wie aus Kübeln zu regnen.

Die Grüne Jugend Karlsruhe kam etwas nach uns in der Wohnung an, mit Zutaten für ein Chilli sin carne und bekochte uns. Außerdem schauten wir gemeinsam einen Film und gingen noch zum „bunten Krümel“ in eine Kneipe – der Tag kann also gar nicht so anstrengend gewesen sein, wenn alle noch genug Energie für so viel Programm hatten..

Am nächsten Morgen waren wir zwar ziemlich fertig, aber irgendwie schafften es trotzdem alle aus dem Bett, wahrscheinlich weil sich jeder so auf den Christopher Street Day gefreut hat, der an diesem Tag in Karlsruhe stattfand.

Die Grüne Jugend Karlsruhe wartete am Infostand der Grünen schon sehnsüchtig auf uns; wir wollten aber unbedingt noch ein paar Schilder bemalen, bevor wir uns auf dem Weg zum CSD machten.

Es war ziemlich heiß und schon am Infostand herrschte die reinste Party. Mit vielen Stickern bewaffnet und einem Einhorn nahmen wir fröhlich tanzend an der Parade teil und die ganze Stadt (naja, der Teil der Stadt, den wir zu sehen bekamen) feierte mit.

Auch wenn wir am liebsten alle wieder in die Betten gefallen wären, packten wir unsere Sachen und fuhren weiter in den Norden. Der Weg durch den Wald war wunderschön und eigentlich ist es auf dem Fahrrad auch noch toller als im Bett.

Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz am Ehrlichsee. Auch dieser Abend endete mit einer Spielerunde und spannenden Diskussionen über das System.

Topfit fuhren wir am Sonntag los; wir wussten alle, dass es bis Mannheim nicht mehr weit war, was einerseits für Vorfreude auf ein weiteres leckeres Picknick und die Grüne Jugend Mannheim sorgte, andererseits hatten wir aber sehr viel Spaß bei dieser Tour und niemand wollte so wirklich aufhören.

Der Weg nach Mannheim rein führte uns wieder an sehr schönen Orten vorbei, aber auch an eher fragwürdigen Sehenswürdigkeiten (Kohlekraftwerk ^^ – vor allem dafür gut, ein Foto davor zu machen).

Wie erwartet hatte die Grüne Jugend Mannheim ein köstliches Picknick für uns vorbereitet, für das sich die Fahrt auf jeden Fall gelohnt hatte; Platz für ein Eis war trotzdem noch.

Die Reise endete mit der Planung der nächsten Radtour, denn auch wenn wir uns bei Fragen rund ums System nicht immer alle einig waren, so sind wir uns einig, dass Radtouren was ziemlich tolles sind und diese Aktion besonders großartig war.